Ob man nun mit Eltern und Geschwistern oder mit den Pfadis in die Berge fährt – am Ende ist es doch ein Familienurlaub im Schnee. Wie eine große Familie fühlte sich unsere bunt zusammengewürfelte Gruppe verschiedener Generationen aus Pfadfindern und befreundeten (noch) nicht Pfadfindern nämlich an, obwohl sich einige erst auf der Freizeit kennenlernten.
Beim meist spontanen Programm wuchs die Gruppe von Tag zu Tag stärker zusammen. Zur Auswahl standen verschiedene Skigebiete im Bregenzerwald, von denen wir letztendlich Golm, Damüls und das Montafon nutzten, um dort das perfekte Wetter und die unerwartet guten Schneeverhältnisse zu genießen. Ebenso divers wie die Gruppenkonstellation waren auch die Vorkenntnisse beim Ski- und Snowboardfahren. Doch dies stellte sich als völlig unproblematisch heraus: Die Anfänger waren lernwillig und die Experten motiviert, ihnen Skikurse zu erteilen. Die Hingabe zahlte sich aus: Am Ende fuhren wir gemeinsam eine schwarze Piste hinunter.
Bei echten Pfadfindern darf auch eine Wanderung nicht fehlen – in unserem Fall fand diese nach der gelungenen Silvesternacht statt (dazu später mehr).
Es ging hoch hinaus auf den Muttersberg, von dem aus man das herrliche Bergpanorama des großen Walsertals überblicken kann. Amerikanische Touristen würden wahrscheinlich den in Film und Fernsehen propagierten „wahren Alpenblick“ vom Matterhorn aus bevorzugen. Wir mussten jedoch feststellen, dass die Alpenblicke, die sich uns 2 ½ Stunden von zu Hause entfernt boten, mindestens genauso wahr sind.
Um noch die versprochene Erklärung nachzuschieben, warum die meisten von uns am Neujahrstag nicht pünktlich um 8 Uhr an der Gondel stehen wollten/ konnten: am Abend zuvor hatten wir Kappenabend. Ein ebenso genialer wie simpler Programmpunkt, dessen einzige unmissverständliche Regel lautet: jeder Teilnehmer trägt eine Kappe – bei der Kappenauswahl sind persönlichen Vorlieben und der Kreativität keine Grenzen gesetzt. Sogar unsere uns bis dahin unbekannten Vorarlberger Nachbarn konnten wir von diesem Konzept überzeugen, als wir für den Neujahrsgruß einen Abstecher zu deren Vorgarten unternahmen. Unsere überschwängliche Begrüßung durch den Namenszug, der integrative Kappendresscode oder doch der Austausch lokaler Schnapsspezialitäten: Was nun am meisten zur Vertiefung der Nachbarschaftsbeziehung beitrug, bleibt offen – wir hatten jedenfalls eine lustige Feier. Auch die restlichen Abende gestalteten wir zwanglos und fröhlich, zum Beispiel mit Kochsessions, bei denen die Raumaufteilung der Hütte dazu führte, dass am Ende der Freizeit von der Jacke bis zu den Skisocken alle Textilien ein Andenken ans Zwiebeln Andünsten davontrugen. Auch dieses Jahr entschieden wir uns für einen vegetarischen, umweltfreundlichen Essensplan.
Auf die Verköstigung folgten Brettspiele, Gesang mit Gitarrenbegleitung und als eines der Highlights eine eigens abgewandelte Form des Spiels Jenga mit Zügen von Activity. An dieser Stelle könnte man einen Begriff erklären, der sich in den Gruppenwortschatz eingeschlichen hat, aber hier ausgelassen wird, da er sich außenstehenden Lesern nicht erschließt. Was daran deutlich wird: Aus der anfangs erwähnten Gruppen- oder auch Familiendynamik hat sich innerhalb der kurzen Zeit sogar eine Art Slang entwickelt. Und hätte jemand die emotionale Verabschiedung vor dem Kaplaneihaus gesehen, hätte er wohl auch nicht vermutet, dass wir uns fünf Tage zuvor teilweise noch nicht einmal kannten.
Viktoria S.